“Von allem Übel - Erlöse uns, o Herr!”

 ■ Wer den christlich-katholischen Glauben hinreichend kennt, der weiß, dass er von seiner Grundaussage her positiv ausgerichtet ist. Gott hat nämlich den Menschen als Sein “Ebenbild”, “als Sein Abbild” (vgl. Gen 1,26f) erschaffen. Das Ziel und der Sinn der ganzen Schöpfung besteht darin, dass der Mensch Gott in Seiner Heiligkeit als die oberste moralische Instanz anerkennt, Ihm die Ihm allein schuldige höchste Ehre erweist und Ihn somit aufrichtig liebt: “Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Gemüt. Das ist das größte und erste Gebot. Das zweite aber ist diesem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.” (Mt 22,37-40)
Und obwohl sich der Mensch durch den Sündenfall Gott gegenüber als höchst ungehorsam erwies und sich somit folgerichtig selbst Seiner beseligenden Gegenwart im Himmel beraubt hatte, ließ ihn Gott nicht vollends fallen. In Jesus Christus wurde Er schlussendlich sogar selbst Mensch und hat unser irdisches Los geteilt, die Sünde ausgenommen (weil sie ja nicht notwendigerweise zum Wesen des Menschen gehört): “Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt” (Joh 1,14). Durch Sein stellvertretendes Leiden und Sterben hat Er Sühne für die menschliche Schuld geleistet, der Menschheitsfamilie die Erlösung bereitet und ihr somit den Weg zurück zu Gott ermöglicht: “Er hat die Schuldschrift, die uns mit ihrer Anklage belastete, ausgelöscht und vernichtet, da Er sie ans Kreuz heftete.” (Kol 2,14)
Gewissermaßen lässt sich die Hauptaussage der christlichen Offenbarungsreligion in den einen Satz des Johannesevangeliums zusammenfassen: “So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn dahingab, damit jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.” (Joh 3,16) Somit hat vordergründig gerade diese liebende Zuwendung Gottes sowohl an die Menschheitsfamilie im allgemeinen als auch an jeden einzelnen von uns im speziellen unser ganzes Glaubensleben zu prägen. Denn der authentische katholische und apostolische Glaube besteht in erster Linie (!) in einem “Ja” zu Gott und nicht etwa in einem “Nein” zum Teufel, dem Widersacher Gottes. Wir sollen zuallererst nicht gegen etwas oder jemand sein, sondern FÜR den heiligen, allmächtigen und barmherzigen Gott - wollen wir das in unserem alltäglichen Glaubensleben niemals vergessen!
Dennoch wäre es grobfahrlässig bzw. Ausdruck einer leichtsinnigen Lebenseinstellung, wollte man die Gefahren nicht hinreichend beachten, die auf uns lauern und uns sehr wohl zu Fall bringen könnten. Wenn zwei Mannschaften - um ein Beispiel aus der Sportwelt anzuführen - z.B. Fußball spielen, dann reicht es nicht aus, nur nach vorne zu spielen und anzugreifen, sondern man muss auch dafür Sorge tragen, dass man hinten nicht ausgekontert wird und Tore kassiert. Weder gewinnt man also, wenn man nur verteidigt, nicht aber zugleich auch offensiv ein positives Ergebnis erreicht, noch geht man als Sieger vom Platz, wenn man zwar viel angreift und vielleicht sogar Tore schießt, zugleich aber die Defensive sträflich vernachlässigt und dann noch mehr Tore geschossen bekommt!
Daher gehört es ebenfalls zu den Bestrebungen eines katholischen Christen, sich neben der ganzheitlichen und lebensmäßigen Bejahung Gottes und Seines heiligen Willens auch darum zu kümmern, Gefahren zu erkennen, zu erblicken und zu vermeiden, die einen von Gott und dem gesunden Glauben abbringen können. Denn das echte und aufrichtige “Ja” zu Gott beinhaltet ohne Wenn und Aber zugleich auch ein klares und unmissverständliches “Nein” zum Gegenteil von Ihm, der Versuchung und der Sünde: “Seid nüchtern und wachsam! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen könnte. Widersteht ihm fest im Glauben!” (1 Petr 5,8f) Auf einen allgemeinen Nenner gebracht heißt diese christliche Grundwahrheit: Man kann Gott nicht wirklich lieben ohne gleichzeitig auch die Sünde, die ja ihrem Wesen nach eine wie auch immer geartete Verneinung von Ihm bedeutet, entschieden abzulehnen! Oder: Wer nicht hinreichend auf die Gefahren achtet und sich nicht ernsthaft gegen sie wappnet, verliert in jedem Fall.
■ In der Litanei vom Heiligen Geist, welche wir vielleicht gerade um das kürzlich begangene hochheilige Pfingstfest herum häufiger gebetet haben, schließt sich an eine etwas längere Reihe von Gebetsanrufungen der dritten Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit in ihrem zweiten Teil noch eine gewisse Anzahl von Bitten an, der Heilige Geist möge uns vor verschiedenen Gefahren für unseren Glauben und das Heil unserer Seelen bewahren. Zunächst wird da mit der eher allgemeinen Bitte begonnen: “Von allem Übel, - erlöse uns, o Herr!” Dann aber wird es konkreter, wobei es sich lohnt, über die betreffenden einzelnen Gefahren ernsthaft nachzudenken, um sie nämlich auf keinen Fall im eigenen Leben zuzulassen.
“Von aller Sünde - erlöse uns, o Herr!” Die Sünde als solche ist eine freiwillige und bewusste Übertretung eines der Gebote Gottes und stellt somit ihrem Wesen nach einen Angriff auf die moralische Oberhoheit Gottes dar. Gegenwärtig ist in unserer Gesellschaft das Bewusstsein um die Sünde und deren Gefahren vielfach im Schwinden begriffen, man macht sich nichts daraus und kümmert sich auch nicht weiter darum. Man will sich in unserer Spaßgesellschaft ausleben - da kommen irgendwelche Gebote und Verbote höchst ungelegen. Diese Erscheinung ist eine der Folgen des allgemeinen Glaubensschwundes, denn wenn es weder Gott noch ein allgemein bindendes höheres moralisches Gesetz gibt, dann gibt es folgerichtig auch keine Sünde oder dergleichen.
Vielfach hat sich auch die moderne Christenheit von diesem höchst gefährlichen Virus infizieren lassen. Man hat den uns von den Aposteln Jesu Christi überlieferten katholischen Glauben durch eine Art menschliche Ersatzreligion ausgetauscht, in welcher ja die so genannten liberalistisch geprägten “Freiheiten” des Menschen im Mittelpunkt stehen. Deswegen spielt ja auch in den heutigen offiziellen “Kirchen” vor allem die moderne political correctness die entscheidende Rolle und leider nicht das Evangelium Jesu Christi, unseres göttlichen Erlösers!
Und dennoch gibt es ein alle Menschen bedrohendes Übel, welches nicht nur ihr irdisches Wohlergehen gefährdet, sondern vor allem ihrer Seele einen enormen Schaden zufügt. Und dies ist die Sünde, die das Seelenheil bedroht - ob die Menschen das sehen und wahrhaben wollen oder nicht!
Wir aber wollen das von den verschiedensten moralischen Verfehlungen für uns in Zeit und Ewigkeit ausgehende schreckliche Unheil erblicken und somit der Sünde als solcher den sittlichen Kampf ansagen. Und damit wir in dieser edlen Bemühung erfolgreich sein können, bitten wir auch den Heiligen Geist, von jeglicher Sünde frei bleiben zu können.
“Von den Versuchungen des bösen Feindes - erlöse uns, o Herr!” Bleiben wir stets dessen eingedenk, dass der Widersacher Gottes niemals ruht und so verschlagen ist, dass er immer einen Weg findet, uns zu Fall zu bringen, wenn wir nicht ständig wachsam und auf der Hut sind! Wie oft meinten wir, in dieser oder jener Angelegenheit irgendeiner Versuchung gewachsen zu sein ...und wurden dann durch das vermeintlich plötzliche Schwachwerden und den darauffolgenden eigenen Sündenfall auf den Boden der traurigen Tatsachen gebracht und somit des Besseren belehrt! In der Versuchung begegnet uns immer eine gewaltige Quelle des Unheils, sie ist ein ständiger Unruheherd.
Und haben wir uns auf der anderen Seite in bestimmten Situationen bisweilen nicht schon gänzlich am Ende mit unserem Latein gefühlt ...und konnten dann trotzdem - nämlich durch das wundersame Eingreifen der rettenden und stärkenden Gnade Gottes - die betreffende sittliche Prüfung bestehen! Es ist heilsam für uns, daran zu denken, dass wir niemals der teuflischen List gewachsen sind - nur die Gnade Gottes kann uns davor bewahren! Daher bitten wir auch um die Bewahrung von diesem Übel der Versuchung.
“Vom Geist des Irrtums und der Lüge - erlöse uns, o Herr!” Wie sehr haben wir uns vielleicht auch schon daran gewöhnt, es nicht ganz so ernst zu nehmen mit der Wahrheit, mit ihr nach Bedarf zu spielen, die Sachverhalte bei der Darstellung nach eigenem Geschmack zu übertreiben oder zu untertreiben. Und sollte man nicht absichtlich lügen, sondern “nur” irren, ist man darüber kaum besorgt und redet sich zu bereitwillig von einer jeglichen Verantwortung dafür heraus.
Und doch ist die Lüge ein großes Übel, weil kein geringerer als der Teufel “der Vater der Lüge” ist (vgl. Joh 8,44). Sie führt den Menschen auf einen schicksalshaften Irrweg und ertötet in ihm alles Gute und Edle und dann auch jegliches übernatürliche Leben.
Geben wir uns auch nicht mit den leichtfertig ausgesprochenen Un- und Halbwahrheiten ab, sondern versuchen wir, sie ebenfalls konsequent aus unserem Leben auszumerzen. Entwickeln wir im Gegenteil eine große und echte Liebe zur Wahrheit, weil letztendlich nur die Wahrheit uns Gott nahe bringen und innerlich “frei machen” wird (vgl. Joh 8,32).
“Vom Geist der Unlauterkeit - erlöse uns, o Herr!” Ziehen wir vielleicht irgendeinen Nutzen vom begangenem Unrecht einem anderen Menschen gegenüber? Profitieren wir vielleicht auch noch davon, dass wir ihn übers Ohr gehauen, ausgenommen, benachteiligt, erniedrigt oder belogen haben? Es ist erschreckend zu beobachten, wie wenig die Menschen bereit sind, die begangenen Fehler sowohl sich selbst einzugestehen als auch dem anderen gegenüber ehrlich zuzugeben. Es ist traurig zu sehen, wie selten es vorkommt, dass man sich beim Mitmenschen für das begangene Unrecht aufrichtig entschuldigt und dann wie selbstverständlich bereit ist, den angerichteten Schaden nach Kräften wiedergutmachen! Aber das alles ist ebenfalls notwendig, um weiterhin am neuen uns von Jesus Christus am Kreuz erworbenen ewigen Leben im Heiligen Geist teilzunehmen!
“Vom Widerstreben gegen die erkannte Wahrheit - erlöse uns, o Herr!” Das ist eine weitere, höhere Stufe der Lüge. Obwohl der Mensch ganz genau weiß, was richtig und was falsch ist, obwohl ihm ohne den geringsten Zweifel bewusst ist, dass er selbst sich mit seinem Denken, Reden und Handeln im Unrecht befindet, wehrt er sich trotzdem in seinem Inneren mit allen seinen Kräften dagegen, den wahren Sachverhalt zuzugeben. In diesem Fall liegt es nicht etwa am Vorhandensein eines Halb- oder Unwissens, nicht an irgendeinem Mangel der eigenen Urteilskraft, sondern letztendlich doch an der puren Bosheit des betreffenden Menschen, dass er nämlich die Wahrheit nicht anerkennen und nicht gelten lassen will.
Auf diese Weise kommt man bedenklich nahe an die Sünde gegen den Heiligen Geist, welche ja “nicht vergeben” wird, “weder in dieser noch in der zukünftigen Welt (vgl. Mt 12,32) - der höchsten Stufe der Verleugnung und Ablehnung der Wahrheit! Seien wir also gewarnt und flehen wir den Heiligen Geist inständig an, dass wir kraft Seiner Gnadenhilfe nicht in eine solche geradezu schon diabolische Dimension der Sünde abrutschen.
“Vom Geist des Unglaubens und Aberglaubens - erlöse uns, o Herr!” Wie oft wird heute behauptet - erschreckenderweise auch von nominellen Christen - es spiele keine große Rolle, ob der Mensch grundsätzlich gläubig ist oder nicht, ob er an den einen, wahren und dreifaltigen Gott glaubt, wie Ihn nämlich Jesus Christus verkündet hat, oder irgendeiner der zahlreichen nichtchristlichen Religionen anhangt. Die Hauptsache sei, man anerkenne die allgemeinen Menschenrechte und bekenne sich zum gesellschaftlichen Pluralismus.
Wie irrig, inhuman und letztendlich extrem gefährlich eine solche Auffassung ist, zeigt allein schon die tragische Tatsache, dass doch auf den “Altären” dieser atheistisch-humanistischen “Religion” wegen des “Rechts” auf Abtreibung millionenfach “Opfer” von ungeborenen Kindern “dargebracht” werden! Und alles im Namen dieses liberal-pluralistischen Humanismus... Und kaum einer regt sich auf...
Und wie viele abergläubige und bisweilen sogar komplett abwegige Hirngespinste werden heute als “Religion” verkauft und verpesten somit den Verstand ihrer Befürworter! Man nehme dies alles nicht auf die leichte Schulter, sondern besinne sich auf Den, der aus reiner und uneigennütziger Liebe zu uns, dem armseligen Menschengeschlecht, sich selbst geopfert hat, damit wir das wahre Leben haben können!
Nein, nur in der Verwurzelung im genuin christlich-katholischen Glauben erhält der Mensch die wahre geistige Orientierung und somit die einzig legitime moralische Richtschnur für sein Denken und Handeln. Letztendlich nur in Jesus Christus erfährt der Mensch auch die Erlösung aus der Macht der geistigen Dunkelheit, die Vergebung seiner Sünden!
Daher sind der Un-, Irr- und Aberglaube ein großes Übel für die Menschheit, mit welchem man sich innerlich eigentlich niemals abfinden geschweige denn zufrieden geben darf! Auch wenn wir heute scheinbar nicht viel bewirken können und uns somit nicht in der Lage fühlen, etwa große Massenbekehrungen herbeizuführen, wollen wir uns dennoch niemals abfinden mit der Tatsache, dass viele Menschen entweder keinem oder einem falschen Glauben nachgehen. Wenigstens wollen wir für sie beten und ihnen somit von Herzen wünschen, sie mögen eines Tages vielleicht doch zur Erkenntnis Jesu Christi als des göttlichen Erlösers und der Quelle allen Heiles gelangen! Unser gutes Lebensbeispiel und eventuell auch kluge und zweckdienliche Hinweise und Anregungen mögen dann ebenfalls ein sichtbarer Ausdruck unserer ehrlichen Sorge um die Menschen sein.
Vor allem aber lassen wir nicht zu, dass Un- und Aberglauben uns selbst erfassen, weil dies der Anfang unseres sittlichen Unterganges wäre. Wehren wir uns ebenfalls bereits gegen jeglichen Anflug von Häresie und der Verfälschung des einen, heiligen, katholischen und apostolischen Glaubens, wie er in der “Konzilskirche” leider massenweise betrieben wird. Denn der wahre Glaube ist das höchste Gut auf Erden und seine Verletzung würde den Beginn unseres geistigen Endes darstellen. Möge uns also der Heilige Geist davor bewahren!
“Vom Geist der Hoffart und des Neides - erlöse uns, o Herr!” Eine weitere Bedrohung für unser geistiges Wohlergehen. Hoffart ist ein übertriebener Stolz, und der Stolz war ja bekanntlich die eigentliche Ursache für die schreckliche Sünde der gefallenen Engel, weswegen sie dann aus dem Paradies vertrieben wurden. Und auch Adam und Eva machten sich Gott gegenüber der Sünde des Stolzes schuldig, weil sie ja tragischerweise “wie Gott” werden wollten (vgl. Gen 3,5).
Neid ist eine Art Missgunst - man gönnt ja dem anderen nicht irgendein Gut bzw. strebt seinerseits auf eine ungeordnete Weise, die Demut und Bescheidenheit sträflich vermissen lässt, nach etwas, was einem nach dem zwar unergründlichen aber dennoch weisen Ratschluss Gottes offensichtlich nicht zugedacht worden ist. In beiden Fällen will man mehr sein, als man in Wirklichkeit ist, und ist auch nicht dankbar für die einem bereits erwiesenen Wohltaten Gottes - durch diese Hoffart und den Neid verbaut man sich den Weg für das weitere Wirken der unerschaffenen Gnade Gottes!
“Vom Geist der Lästerung und Verleumdung - erlöse uns, o Herr!” Sind wir denn nicht bisweilen allzu geneigt, die Verantwortung für das schreckliche Versagen der Menschen dem heiligen, gütigen und barmherzigen Gott zuzuschreiben und Ihn somit zu lästern? Und wie leicht fällt es uns gelegentlich, über unsere Menschen herzuziehen und Nachteiliges über sie zu erzählen. Wie wenig fragen wir uns nach der Berechtigung und Notwendigkeit solcher Reden oder prüfen den Inhalt des erzählten Sachverhalt auf ihren Wahrheitsgehalt. Und doch kann man durch Lästerung und Verleumdung viel Schaden für die Ehre Gottes und das Ansehen unserer Mitmenschen anrichten, ein kleines falsches Wort kann da massiv die Gerechtigkeit verletzen und Leben ruinieren! “Seht, ein wie kleines Feuer steckt einen großen Wald in Brand! Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Unrecht... - dieses ruhelose Übel voll tödlichen Giftes.” (Jak 3,5-8)
Hüten wir also unsere Zunge und lassen nicht zu, dass aus ihr statt “Segen” “Fluch kommt” (vgl. Jak 3,10)! Denn sonst töten wir damit auch unsere Seele.
“Vom Geist der Begierlichkeit und Trägheit - erlöse uns, o Herr!” Da die Begierde ein heftiges Verlangen und einen leidenschaftlichen Wunsch darstellt, wird hier um Bewahrung vor jenen Situationen unseres Lebens gebetet, in welchen unser Verstand durch die Heftigkeit der Versuchung beinahe ausgesetzt wird und wir dann fast schon unkontrolliert nach etwas Sündhaftem verlangen. Der Heilige Geist möge uns vor einer solchen Einwirkung der diabolischen Macht bewahren, durch welche die Eigenkontrolle über unsere Sinne stark geschwächt wird und wir uns dann wie willenlos dem betreffenden Übel ergeben. Bemühen wir uns aber auch selbst stets, im Wissen um unsere moralischen Defizite solchen gefährlichen Situationen vorzubeugen, damit wir nicht in eine solche starke Versuchung geraten, die unsere Kräfte übersteigt, und in einem kurzen Augenblick vieles bzw. alles davon zerstören (lassen), was wir vielleicht jahrelang mühsam aufgebaut haben!
Unter Trägheit ist hier jene innere Haltung gemeint, bei welcher ein Mensch sich nicht um die Belange seiner Seele und des übernatürlichen Lebens kümmern will, obwohl er vielleicht sogar bestens um seine religiösen Pflichten Bescheid weiß! Er ist in dieser Hinsicht schwerfällig bzw. faul und will etwa aus purer Bequemlichkeit nicht einmal einen Finger bewegen.
Seien wir also gewarnt, wenn wir nicht willens genug sein sollten, unseren verschiedenen religiösen Pflichten als gläubige Katholiken nachzugehen, sich selbst immer wieder zu überwinden und aufrichtig Werke der Gottes- und Nächstenliebe zu vollbringen. Denn wenn wir faul sein sollten, Gott die Ehre zu geben und das Heil der eigenen Seele zu wirken, wird uns vielleicht auch noch das eine (letzte) Talent genommen, mit welchem wir vom himmlischen Vater beschenkt worden sind - das Gleichnis von den fünf Talenten möge bei uns da viel Nachdenklichkeit bewirken (Mt 25,24-30). In wie vielen Fällen war denn die anfängliche Lauheit in Glaubensfragen nicht bereits der Beginn des später Schritt für Schritt eingetretenen gänzlichen Glaubensverlustes!
■ Somit wurden uns hier anhand der Litanei vom Heiligen Geist einige der wichtigsten Bedrohungen für unser Glaubensleben aufgezeichnet. Achten wir also auf diese oder etwaige andere Gefahren und lassen wir nicht zu, dass diese oder jene Sünde das zerstören, was wir bisher hoffentlich an Werken der Gottes- und Nächstenliebe angesammelt haben. Wehren wir uns tapfer und mannhaft gegen die uns bedrohende List der Unterwelt. Denn wenn unsere Verteidigung gut aufgestellt ist und erfolgreich funktioniert, werden wir auch in die Lage versetzt, durch Glaube, Hoffnung und Liebe, sozusagen “im Spiel nach vorne”, viele Früchte für das Himmelreich zu sammeln sowie ein immer intensiveres ganzheitliches “Ja” zu Gott und Seinem heiligen Willen zu leben!

P. Eugen Rissling

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